Rezension Zauberer und Zwangsneurosen von Rafael Eigner

Cover
Passend reiht sich auch dieses Cover wieder hervorragend vom Stil und auch von der Gestaltung her zu seinen Vorgängern ein. Es spiegelt im Groben einige Schwerpunkte der Geschichte wider, was sehr gut gelungen ist.

Prota
Dr. Benny Brandstätter ist wieder zurück in Deutschland, zurück in Stuttgart, seiner Heimat; gezwungener Maßen. Im Gepäck hat er nicht nur viele Erinnerungen, Sehnsüchte an seine Wahlheimat Costa Rica, sondern auch seinen kleinen Sohn Tobias. Dieses Vater-Sohn-Gespann ist schon eine explosive Kombination. Denn ein Brandstätter allein ist schon eine Herausforderung, doch zu zweit entpuppen sie sich als unschlagbares Team. Nicht nur Junior, der oftmals dem Papa in nichts nachsteht und durch seine kindliche Art Herzen zum Schmelzen bringt, auch der Papa selber hat seinen Humor nicht verloren. Er sorgt nicht nur für Verwirrungen bei den Frauen, sondern kann´s einfach nicht sein lassen. Denn mit den Herzen, das ist schon nicht so einfach.

Schreibe
Humorvoll, romantisch, sehnsüchtig. Eine gute Kombination aus trockenem Humor und einer guten Portion Sarkasmus erleben wir, wie Dr. Dreamy sein Leben in Stuttgart bewältigt. So erzählt er uns den einen oder anderen Schwank aus seiner Tätigkeit als Arzt, wie auch seine Erlebnisse in der Frauenwelt. Jeder Tag ist eine Herausforderung. Untermalt wird die Story passend zu den Anekdoten wieder mit Songeinlagen, die die Szenen intensiver-spannender werden lassen. Auch sehr emotionale Momente werden aufgearbeitet, vor allem, wenn seine Ricky immer wieder zu Hilfe gezogen wird. Eine schöne Mischung der Gefühle.

Spannungsbogen
Frauengeschichten, gebrochene Herzen, Beruf und der Alltag mit Kleinkind. Wie lässt sich das alles unter einem Hut bringen? Mit Zauberei? Mit einer guten Portion Humor? Oder ist es doch der Charme Bennys, dass der Leser ab dem ersten Moment in diesem Zauber gefangen ist, ohne dass es langweilig wird. Es ist einfach die Kombination aus den zwei Strängen der Geschichte, die zum einen die Dramatik der einzig richtigen großen Liebe aufzeigen, andererseits dass das wilde Leben weiter geht. Man(n) sich also nicht vor neuem – anderem in seiner Traumwelt verstecken soll. Es wird zwar nie wieder so sein wie es war, aber solange wir nicht vergessen, kann sich das Herz öffnen und neue Wege gehen. Die Erinnerungen und Erfahrungen machen uns erst zu dem, die wir sind, zur eigenen Geschichte. Oftmals nur mit Humor, einem guten Whisky und passendem Song zu ertragen.

Taschentuchfaktor
Ja, das ein oder andere Tränchen floss. Es gibt einfach sehr berührende Momente, aber auch lustige, die dann eher vor Lachen die Tränen in die Augen treiben.

Erotikfaktor
Ein Womanizer mit seinem Ruf – klar, dass hier die Erotik nicht zu kurz kommt. Gut verpackt in der Geschichte passt sie sich an, ohne obszön zu wirken oder gar übertrieben zu sein. Es geht ja schließlich um Benny Brandstätter.

Minisnippet

…>>Wer sich in dieser Welt vom Gegenstand seiner Wünsche und Begierden abhängig macht, der wird die Früchte der Weisheit und Freiheit nicht kosten. Er wird mit seinen falschen Träumen untergehen, bevor er die wahre Brahmastadt erreicht.<<
>>Klingt nach Hesse<<
>>Hinduistisch.<< …

…Nach einer halben Ewigkeit kam eine Apothekenhelferin Anfang sechzig….
>>Guten Morgen!<<, entgegnete ich in normaler Lautstärke.
>>Sei wünschen?<<
>>Haben sie zuckerfreien Kaugummi mit Minzgeschmack?<< fragte ich einen Tick lauter.
>>Waaas?<<
>>Zuckerfreie Kaugummis, die nach Pfefferminze schmecken?<<, schrie ich.
>>Ich kann nicht gut hören, ich habe meine Ohren ausgezogen<<, brüllte die Lady.
>>Ich möchte Kau-gum-mis!<<, brüllte ich aus voller Lunge zurück und fragte mich, warum die Lady Ohren ausgezogen hatte. >>Batterie leer?<<
>>Wir haben keine Batterien, das ist eine Apotheke. Nur Gummis!<<, belehrte sie mich und fuhr fort: >>Welche Größe?<<
>>Egal, Hauptsache, sie schmecken frisch.<<
>>Wir haben Banane, Erdbeere, Orange und Apfel.<<
>>Pfefferminze?<< Es hatte etwas befreiendes, sich frühmorgens gegenseitig anzuschreien, musste ich erstaunt feststellen.
>>Nein, das gibt´s nicht!<<
>>Dann Orange, aber zuckerfrei, bitte!<<
>>Wir haben nur latexfrei!<<
Ich verließ den Laden mit einer Packung Durex Taste Me-Kondomen mit Orangengeschmack für 9,49 Euro und überlegte ernsthaft, ob ich eines auspacken und darauf herumkauen sollte. …

…>>Welches Ohr ist es denn?<<
>>Das rechte.<< … Beim ersten Blick wurde meine Selbstbeherrschung arg strapaziert. Ich biss die Zähne fest aufeinander, um nicht laut loszuprusten, dachte: >>Waschmaschinen leben länger mit Calgon!<<, und meinte dann sehr gefasst: >>Die Globuli haben sie nicht oral genommen, oder?<<
>>Was heißt das?<< … Offenbar wusste sie sehr wohl, was mit oral gemeint war, aber die synaptische Verbindung lag bei ihr anscheinend nicht im medizinischen Bereich.
>>Auf der Zunge zergehen lassen oder geschluckt?<<
>>Nein, ich habe doch keine Halsschmerzen. Es ist ja nur das Ohr.<<

 

Fazit
Aller guten Dinge sind 3. Jedes Buch für sich ist ein Unikat, ein für sich wichtiges mit seinen Höhen und Tiefen, seinen Schwerpunkten. Doch zusammen ergeben sie eine perfekte Symbiose, unterstützen sich gegenseitig und verzaubern den Leser in seine eigene Benny Welt.
Es ist einfach herrlich wieder den Benny aus Teil 1 erleben zu dürfen, der durch seine Erfahrungen aus Teil 2 zu einem Benny Version 3 geworden ist.  Er zeigt uns hier nicht nur wieder seine humorvolle sarkastische Ader, sondern auch seine Zweifel, seinen Ärger, seine Ängste, die seine Geschichte mit sich bringt.  Besonders schön fand ich, dass auch Ricky immer wieder ihren Platz hat und so nicht vergessen wird.

Zum Verständnis der Geschichte sollten aber die Teile 1 +2 vorher gelesen werden, um einen Zusammenhang zu haben.

Von mir eine absolute Kauf/Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne.


„Zauberer und Zwangsneurosen“ von Rafael Eigner


 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.