Herzlichen Dank allen Teilnehmern am Schreibwettbewerb im März 2017.
Heute starten wir mit der ersten Story, die es in die Endrunde geschafft hat. Vielen Dank Christina Sitzmann für Deine Einsendung.
Allen Anderen, bitte lasst Euch nicht entmutigen. Versucht es weiterhin, vielleicht klappt es ein anderes Mal.
Viel Spaß beim Lesen der Stories,
Euer Lounge Team.
Kill for a life – Christina Sitzmann
Wieder habe ich es geschafft, stolz begutachte ich den verstümmelten Mann, der vor mir auf den Boden liegt und keinen Lebenshauch mehr in sich hat. Verschlagen lächelnd ziehe ich einen kleinen Zettel aus der hinteren Hosentasche meiner knallengen Jeans und streiche seinen Namen durch, Gabriel Jefferson. Er wird keiner Fliege mehr was zu leide tun.
Ohne mich noch einmal umzudrehen lasse ich die grausam verstümmelte Kreatur hinter mir im Wald liegen. Die Tiere oder die Polizei werden sich um seine Überreste kümmern, aber ich muss erstmal zur Schule, sonst stresst meinVater wieder, wenn er herausfindet, dass ich schon wieder schwänze.
Er glaubt wirklich, dass er alles unter Kontrolle hat und aus mir eine gute Ärztin werden würde, aber das ist schon lange Vergangenheit. Seit der Scheidung meiner Eltern und diesem Vorfall hat er nichts mehr unter Kontrolle, auch wenn er seiner neuen Tussi mit ihren drei verwöhnten Töchtern das Gegenteil beweisen möchte.
Ich meine ich bin echt gut in der Schule und könnte locker Medizin studieren, wenn man davon absieht, dass ich selten da bin, mich am Wochenende vollaufen lasse und nun ja morde. Aber wenn er immer noch meine ganzen Lügen schluckt nur um der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu müssen nämlich, dass seine kleine, süße Serena erwachsen und zu einer Mörderin geworden ist, dann soll er das doch tun. Wobei man sagen muss, dass ich neu in diesem ganzen Business bin und erst seit meinem 18. Geburtstag vor 5 Wochen aktiv geworden bin, damit mein Vater nicht für meine Taten büßen muss, trotzdem bin ich doch eine der besten und habe in dieser kurzen Zeitspanne schon 6 Morde hinter mir.
Lächelnd kicke ich einen kleinen Stein mit meinen schwarzen Lackschuhen aus den Weg, der sich mir einfach in den Weg gestellt hat. Hastig fahre ich noch durch meine dunkelbraunen Locken mit den blauen Strähnen und entwirre ein Blatt aus ihnen, zudem ziehe ich meinen Pullover weiter über meine Hangelenke, damit man den sich bereits bildenenden blauen Fleck von Jeffersons Händen, die mich festhalten wollten um sich selbst zu retten,nicht sieht. Aber seine Versuche hätte er sich sparen können, denn es gab keinen Ausweg aus seiner Situation.
„Hey, Serena.“, begrüßt mich Fiona, die einzige Person, die in der Schule noch mit mir redet ohne angewidert das Gesicht zu verziehen, weil sie mich sowieso schon längst abgeschrieben haben. Aber ich brauche sie nicht, niemanden, denn ich habe Whisky meinen geliebten Dobermann, das einzige Lebewesen, dass mir noch etwas bedeutet und Schule ist schon seit fast einem Jahr kein Lebensinhalt mehr für mich, dafür ist zu viel geschehen.
„Hi“, gebe ich zurück und ignoriere ihre höflichen Fragen den Rest des Tages, pure Verschwendung meiner Stimme.
Als der Spießroutenlauf namens Schule endlich vorbei ist, verlasse ich diesen hässlichen Ort so schnell wie möglich und gehe auf den Friedhof, der Ort an dem das zweite Lebewesen ist, dass mir etwas bedeutet.
Müde lasse ich mich in das bereits feuchte Gras fallen, der Herbst zieht bereits seine Spuren nach sich und Nebel hat sich zwischen den einzelnen Gräbern festgesetzt.
„Hey Malina“, begrüße ich den dunkelroten Grabstein mit der leuchtend weißen Schrift, hier bin ich jeden Tag, denn hier bei meiner kleinen Schwester ist mein Zuhause. Dort kann ich, ich selbst sein. Sie versteht mich, nur kann sie mir jetzt nicht mehr antworten oder mich anbetteln, dass ich doch mit ihr Barbie spiele.
Genau deshalb stimme ich, wie jeden Tag Malinas Lieblingslied an, es ist „Let it go“ aus Frozen. Meine Stimme hallt klar und deutlich über den einsamen Friedhof und ich schließe meine Augen um mich meiner Schwester nahe zu fühlen. Ich habe schon früher für sie gesungen, wenn sie wiedermal nicht einschlafen konnte.
„Hey“, erschreckt mich eine männliche Stimme, nachdem ich geendet habe.
„Hallo“, entgegne ich und drehe mich zu der Person um. Wahrscheinlich wieder ein Opi der meint ich wäre eine mittellose Nutte, nur weil meine Jeans zerrissen sind und mein Shirt nahezu durchsichtig ist. Aber entgegen meiner Erwartung ist es ein junger Mann mit leuchtend blauen Augen und braunen Haaren, die ihm zerzaust vom Kopf abstehen. Er trägt dunkle Jeans und ein Shirt, das genauso blau ist wie seine Augen.
„Ich hab dich hier schon öfter gesehen, du musst deine Schwester wohl sehr geliebt haben.“, stellt er fest. Normalerweise würde ich ihn wie jeden anderen, der mich je auf Malina angesprochen hat anmotzen, aber seine Augen hindern mich daran.
„Ja“, gebe ich betreten zu.
„Ich heiße Luca“, stellt er sich vor und streckt mir eine Hand entgegen.
„Serena“,entgegne ich und ergreife widerwillig seine Hand.
„Woran ist deine Schwester gestorben?“, fragt er und sieht auf ihre Lebensdaten, die genau 8 Jahre bemessen.
„Krebs“, lüge ich, „Was machst du hier?“
Jetzt wird er rot und legt sich verlegen eine Hand in den Nacken: „Du musst wissen, ich arbeite bei der Polizei und heute morgen wurde eine Leiche imWald gefunden, deshalb musste ich zu einem Kollegen von der Pathologie und der Friedhof ist eine perfekte Abkürzung.“, erklärt er.
Jefferson wurde also schon gefunden, schade er hätte ruhig noch länger da verrotten können. Es wird ihn niemand vermissen.
Ich nicke nur und möchte mich eigentlich ohne ein weiteres Wort aus dem Staub machen um mir zu überlegen wie ich den letzten Namen auf meiner Liste abhaken kann, als mich dieser Luca am Arm festhält.
„Ich weiß, sowas macht man nicht. Aber dadurch habe ich dich das erste Mal gesehen und eigentlich wollte ich dich nur fragen ob du was mit mir Trinken willst?“
Stranger Typ, belauscht und beobachtet mich am Grab meiner Schwester und will dann ein Date. Glücklicherweise habe ich Malina nie von den Morden erzählt, also könnte ich ruhig mit ihm mitgehen und ein bisschen Spaß haben bevor ich mich Jonathan Ömer zu wende. Tja und, dass seine Augen blau sind und blau blöderweise meine Lieblingsfarbe ist, was unschwer zu erkennen ist, ist ein guter Bonus.
Brütend sitze ich an meinem Schreibtisch und denke über den Untergang von Jonathan Ömer nach. Der Abend mit Luca hatte sich als sehr spaßig herausgestellt, aber jetzt muss ich mich wieder meiner Aufgabe widmen. Deswegen habe ich mich aus seiner süßen kleinen Wohnung geschlichen sobald er eingeschlafen ist. Er sah so friedlich aus, dass ich gerne noch länger geblieben wäre, aber das kann ich nicht. Das lässt mein Leben nicht zu. Friede, Liebe und Glück ist schon lange kein Bestandteil mehr in meinem Leben. Müde gähne ich und lasse meinen Blick über meinen Plan schweifen, er ist gut. Das soll mein bester Mord werden und dann werde ich das Ganze beenden, die Utensilien habe ich alle beisammen. Meinem Plan steht also nichts mehr imWege, morgen würde es losgehen.
Es ist so weit, ein letztes Mal streiche ich meinem Hund über den Kopf und ziehe die Haustür hinter mir zu. Für meinen heutigen Auftritt habe ich mich für einen kurzen schwarzen Rock, Netzstrümpfe und eine sehr weit ausgeschnittene Bluse entschieden. Meine Augen habe ich deutlich hervorgehoben, damit ihr blau leuchtet und ich erwachsener wirke. Entschlossen gehe ich auf das Bordell zu und steuere den Tresen an.
„Ich bin hier für Zimmer 2“, erkläre ich der stark geschminkten Frau.
„Ach du bist das Küken, dass hier arbeiten möchte?“, entschlossen nicke ich. Sie händigt mir ohne weitere Fragen zu stellen den Schlüssel aus und ich beziehe mein Zimmer und lege meine tödlichen Instrumente anstelle der Sexspielzeuge auf den Tisch. Es handelt sich um ein Halsband, eine Möse und eine Peitsche, alles so präperiert, dass Ömer keine Chance haben wird. Was ich benutzen werde, werde ich spontan entscheiden, aber in jedem Falle wird sein Tod qualvoll. Jetzt muss ich nur noch dafür sorgen, dass er zu mir kommt. Ansonsten hat das Zimmer nicht vielmehr als ein kleines Bad und ein großes Bett zu bieten. An der Wand am Kopfende des Bettes befinden sich allerlei Fesseln, die keine Wünsche unerfüllt lassen. An der Decke befindet sich sogar ein Spiegel, den man entweder abdecken oder unverhüllt lassen kann, je nach Vorliebe. Die Wände sind in einem dunklen Beerenfarben gestrichen und sehen denenin meinem Zimmer nicht mal ganz unendlich. Die Bettwäsche besteht aus schwarzem Samt. Blutflecken werden darauf nahezu unsichtbar, aber die edle Wäsche wird wohl dadurch zerstört. Nun ja ich würde das als Kollateralschaden bezeichnen.
Entschlossen und selbstbewusst verlasse ich meinen Folterraum, den Schlüssel zu ihr werfe ich unterwegs in einen Blumenkübel, damit auch jemand zu uns kommen kann, wenn etwas schief geht. Dann gehe zurück in die Eingangshalle, wo im Dämmerlicht alle Männer sitzen, die für etwas Spaß bezahlen wollen. Auch Ömer its schon da, nur weiß er nicht, dass er heute mit seinem Leben bezahlen wird. Mit wiegenden Hüften gehe ich auf ihn zu und lasse mich sofort auf seinen Schoß fallen und seine widerwärtigen Finger legen sich um meine Hüften. Am liebsten würde ich ihn von mir abschütteln, aber sonst würde ich mir mein Finale versauen. Einfach durchhalten. `Stell dir Lucas Hände vor`, spreche ich mir Mut zu.
„Komm mit“, raune ich mit tiefer, verführerischer Stimme und bewege mich aufreizend auf seinem Schoß. Sogleich stöhnt er auf und nickt, also nehme ich seine abartige Hand und ziehe ihn hinter mir her. Sobald wir Zimmer 2 erreichen drückt er mich auf das Bett und will mich küssen und sich gleichzeitig an meiner Bluse zu schaffen machen, aber ich schiebe ihn bestimmt weg.
Er sieht mich verwirrt an und ich schlage verführerisch meine Augen auf während ich meinen besten Hundeblick zu Tage stelle.
„Weißt du“, beginne ich und male kleine Kreise auf seine Brust, „Ich liebe Hunde und deswegen habe ich immer ein Halsband dabei, würdest du es eventuell für mich anziehen?“, ich sehe ihn an wie der Engel der ich nicht bin und öffne dabei langsam einen weiteren Knopf meiner Bluse, damit gewähre ich ihn Ausblick auf meinen BH. Wie hypnotisiert starrt er auf meine Brüste und ich schüttle innerlich meinen Kopf. Männer sind doch so leicht zu durchschauen. Sobald Sex blüht schalten sie ihr Hirn ab. Ob das bei Luca wohl auch so ist? Mann, Serena konzentrier dich, du darfst dir jetzt keinen Fehler erlauben.
„Natürlich, wie könnte ich dir einen Wunsch abschlagen?“, stöhnt er kehlig und greift sofort nach dem Band, aber ich bin schneller und lege es ihm so an, dass es für ihn so grausam wie nur irgendwie möglich wird. Viele würden mich skrupellos nennen, aber das bin ich nicht. Mir fällt es auch nicht leicht, aber ich habe keine andere Wahl. Das Leben hat mir keine andere Wahl gelassen. Ich kann nicht mehr schlafen, seitdem Malina von einem Sexualstraftäter auf dem Nachhauseweg von der Schule vergewaltigt und ermordet wurde. Ihr Fall wurde nie geklärt, aber ich morde nicht aus Rache sondern, weil ich den Gedanken nicht ertrage, dass anderen Kinder das Gleiche wie meiner Schwester zustoßen könnte. Deswegen habe ich alle Sexualstraftäter nacheinander aufgespürt und mir für jeden ein ganz besonderes Ende überlegt. Es war nicht leicht an Namen zu kommen, aber wie gesagt, ich bin nicht dumm und habe meine Mittel und Wege gefunden auch wenn sie nicht ganz legal waren, aber darauf kommt es bei meinem Vorhaben sowieso nicht mehr drauf an. Ich würde mich gerne als der Robin Hood in diesem Bereich bezeichnen, aber diese Ehre habe ich mir nicht verdient, den Leid stand niemals auf seiner Liste, auf meiner jedoch ganz oben.
„Gut so?“,fragt der Abschaum vor meinen Füßen und sieht mich begierig an.
„Ja jetzt ist es perfekt.“, hauche ich und bedeute ihn mit einer Geste auf mich zu zukommen. Dieser Bitte kommt er natürlich sofort nach und will sich wieder an meiner Bluse zu schaffen machen, als ich meine Hand in seinen Nacken lege. Bereitwillig kommt er mir entgegen, da er sich einen Kuss erhofft, aber ich drücke einen kleinen Knopf am Halsband und nun treten Spitzen auf der Innenseite am Halsband hervor, die sich messerscharf in seinen Hals bohren und gleichzeitig zieht sich das Halsband enger zu. Ich weiß, dass das ziemlich hinterhältig ist, aber er hat von allen eindeutig am meisten auf dem Kerbholz und hat deshalb den grausamsten Mord verdient.
Erschrocken keucht Ömer auf und reißt seine Augen auf, damit hat er nicht gerechnet. Seine Hände fliegen zu seinem Hals und versuchen die komplizierten Schlingen zu lösen, aber seine Bewegungen sind zu fahrig und durch die Panik, die jetzt seinen ganzen Geist einnimmt ist er dem Band und mir gnadenlos ausgeliefert.
„Du wirst keinem Kind mehr was zu leide tun, du abartiges Schwein!“, schimpfe ich. Jetzt reißt er, sofern es überhaupt noch möglich ist, seine Augen noch weiter auf, als er erkennt, dass ich seinem schmutzigen Geheimnis auf die Schliche gekommen bin und es für ihn keinen Ausweg mehr gibt.
Er stellt seine Versuche ab, das Blut läuft seinem Hals hinab und färbt seinen weißen Hemdkragen rot. Auch auf mich tropft sein warmes Blut, aber das interessiert mich in diesem Moment herzlich wenig. Er gibt ein skurilles Abbild, bis es schließlich einen lauten Knack gibt und die Halsschlinge sich so eng gezogen hat, dass der zweite Halswirbel bricht und sein langer Fortsatz das Rückenmark durchtrennt. Er bricht auf dem Bett zusammen und ist tot.
Zum letzten Mal nehme ich meine Liste zur Hnd und streiche seinen Namen durch, meine Aufgabe habe ich somit erfüllt. Meine Hände zittern, denn auch an mir gehen die Morde nicht spurlos vorbei, vor allem nicht dieser finale Mord. Bevor ich aber meinen Zettel wieder verschwinden lassen kann wird dieTür zum Zimmer geöffnet und die Polizei steht in der Tür, aber das ist mir egal. Eine innere Ruhe hat mich erfasst und das Gefühl der Zufriedenheit macht sich in mir breit. Diese Männer würden keine Kinder mehr vergewaltigen können.
„Was ist hier los?!“, kreischt die Frau vom Tresen, als sie dieLeich auf dem Bett sieht und meine Bluse, die von seinem Blut getränkt ist. Aber ich zucke nur mit den Schulter.
„Ich glaube wir haben unseren Mörder“, schlussfolgert ein Polizist. Ich will gerade eine sarkastische Bemerkung fallen lassen, als eine bekannte Stimme ertönt.
„Serena. Du?!“, Luca sieht mich entsetzt an.
„Meine Schwester hatte nie Krebs. Sie wurde vergewaltigt und ermordet.“, lasse ich die Bombe platzen, „Und ich wollte nicht, dass es noch mehr Opfer gibt.“, zwei Tränen laufen über meine Wangen, als ich daran denke, wie es Malina wohl vor ihrem Tod gegangen sein muss.
Langsam gehe ich auf Luca zu und streiche sanft über seine Wange.
„Es tut mir leid“, flüstere ich in sein Ohr, ohne verführerischer Stimme, sondern nur meine ehrlichen Worte sollen Gehör bekommen, „Wenn ich noch lieben könnte, hätte ich mich in dich verliebt“, erkläre ich ihm und meine es auch so.
Dann beuge ich mich vor und drücke ihm einen keuschen Kuss auf die Lippen, gleichzeitig fingere ich an seinem Gürtel herum. Verblüfft erwidert Luca meinen Kuss bis ich mich von ihm löse zwei Schritte zurückgehe und mir seine Pistole, seine Dienstwaffe, an den Kopf halte und abdrücke.