Rezension Goldfields von Izabelle Jardin

Cover
Bei einem historischen Roman erwartet man eigentlich ein verstaubtes und wenig ansprechendes Design. Doch hier bei „Goldfields“ ist es fantastisch gelungen, ein Cover zu kreieren, das an längst vergangene Zeiten erinnert, aber dennoch sehr modern wirkt. Eine junge Frau, mit dem Blick in die Ferne gerichtet, bei der man meinen könnte, sie träumt von einer besseren Zukunft. Deshalb das absolut passende Motiv zur Geschichte. Die goldfarbenen Akzente setzen für mich das i-Tüpfelchen auf dieses äußerst edle Cover.

Protas
Robin, deren Geschichte im 21. Jahrhundert spielt, ist eine sehr ehrgeizige und engagierte Frau, die sich Tag ein Tag aus in der männerdominierten Arbeitswelt behaupten und durchsetzen muss. Dennoch wird sie bei einer Beförderung übergangen, weil die Gesellschaft sie eher in der Rolle der Mutter und Hausfrau sieht. Das entfacht bei der jungen Frau nicht nur Zorn, sondern auch den nachvollziehbaren Wunsch nach Gleichberechtigung.

Beatrice, deren Geschichte im 19. Jahrhundert angesiedelt ist, wird von ihrem Bruder und Vormund nach Australien geschickt. Bei ihrer Ankunft einsam und verlassen, muss sie sich gegen allerlei Vorurteile der Gesellschaft wehren. Mutig und willensstark, kämpft sie nicht nur für die Rechte der Frauen, sondern überhaupt gegen jede ungerechte Behandlung. Seien es hilflose Kinder oder benachteiligte Arbeiter. Für viele Menschen wird Beatrice zum Sprachrohr und setzt den Grundstein für eine nachhaltige Veränderung.

Schreibe & Inhalt
In „Goldfields“ verbindet die Autorin zwei Zeitebenen, die fast 150 Jahre auseinanderliegen. Zwei starke Frauen, aus Vergangenheit und Gegenwart, kämpfen für die Emanzipation der Frauen. Die Übergänge zwischen den zeitlichen und inhaltlichen Begebenheiten sind fließend und versiert. Dennoch ist dieser Roman keine leichte Kost, sondern anspruchsvoll und tiefgründig. Der Leser sollte sich ein paar ruhige Stunden freischaufeln und vollkommen auf die Handlung fokussieren, sonst könnte man hier leicht den Faden verlieren. Der Schreibstil ist einfach großartig und für mein Empfinden weit über dem Durchschnitt. Die einzelnen Passagen lesen sich sehr flüssig und angenehm, gleich zu Beginn spürt man eine Sogwirkung die einen immer mehr ins Geschehen zieht und nicht mehr loslässt. Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem die Spannung abbricht. Das gesamte Setting ist bildgewaltig und detailliert beschrieben, sodass man stets eine genaue Vorstellung von den Örtlichkeiten und der Szenerie vor Augen hat. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Die beiden Heldinnen der Geschichte sind mutig, stark und kämpferisch. Sie fungieren als wahre Vorbilder in der Frauenwelt, dennoch sind sie nicht überspitzt oder unrealistisch dargestellt worden. Es sind Menschen mit Fehlern, wie du und ich. Keine Fantasiegebilde, sondern Frauen, denen man tagtäglich begegnen könnte. Die Nebenfiguren konnten mich ebenfalls überzeugen, auch sie sind vielschichtig, tiefgründig und ausdrucksstark. Man merkt einfach in jeder Sekunde, wie viel Arbeit und Herzblut von der Autorin in die Recherche und den Handlungsaufbau gesteckt wurde. Die Botschaft ist klar: Kämpfe für deine Träume und gebe niemals auf!

Minisnippet
Beatrice rang sich ein schiefes Lächeln ab. Was sollte sie mit einem Ehemann? Von einem Käfig in den anderen umsiedeln? Sie wusste, was der Vater verfügt hatte. Erst eine Heirat würde ihr enormes Vermögen freisetzen. Und wieder würde es ein Mann sein, der über ihr Erbe verfügen sollte. Nie. Niemals würde es sie selbst sein. Der Einzige, dem es jemals gelungen war, an ihrem Herzen zu rühren, war William. Aber der war nun mal vergeben und das war unabänderlich. Henry sah die Tränen, die in ihren Augenwinkeln brannten, wischte sie mit zärtlicher Geste fort, interpretierte sie falsch. Dessen war sie sich sicher. Und es war ihr recht. – (S. 75)

Fazit:
Mit „Goldfields“ ist der Autorin ein weiteres Meisterwerk gelungen. Eine spannende Zeitreise, die den Kampf für Gleichberechtigung in all ihren Facetten zeigt. Es geht darum, Mut und Stärke zu mobilisieren, um für sich selbst und seine Ziele einzustehen. Niemand sollte faule Kompromisse eingehen, nur, weil es von der Gesellschaft vielleicht so erwartet wird. Wer keine typische Liebesgeschichte braucht, sondern starke Frauen auf ihrem steinigen Weg begleiten möchte, für den ist dieses Buch perfekt. Ausdrucksstarke Charaktere, ein herausragender Schreibstil und ein mitreißendes Setting machen diesen historischen Roman zu einem tiefgründigen Leseerlebnis.


„Goldfields“ von Izabelle Jardin 


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