»Dieser ständige Wechsel von Nähe zu Distanz machte mich wahnsinnig! Sie machte mich wahnsinnig! Völlig verrückt! Und was blieb mir? Nichts! Ich musste es nur ertragen. Jeden. Verdammten. Weiteren. Tag.«
Blair Moore ist der Inbegriff einer Vorzeigetochter. Gehorsam, anständig und pflichtbewusst. So sieht es zumindest für ihre Familie und Mitschüler aus. Doch hinter Blairs blütenweißer Weste verbirgt sich ein Geheimnis, welches sie in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen würde. Ihr routiniertes Leben wird durcheinandergewirbelt, als sie durch die neue Beziehung ihres Vaters einen Stiefbruder ins Haus bekommt.
Ryan ist wenig begeistert von seiner frischgebackenen glücklichen Familie. Leider bleibt ihm keine andere Option, als dieses Theaterstück mitzuspielen. Seine Mutter hat ihm bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass auf sie kein Verlass ist. Warum sollte sich das jetzt plötzlich ändern? Ryan untermauert sein Bad-Boy-Image, stößt alle Menschen von sich, zeigt keinen Respekt. Einzig Blair, seine verführerische Stiefschwester, könnte ihm gefährlich werden.
Rose Bloom konnte mich ein weiteres Mal mit ihrem modernen, lockeren und frischen Schreibstil für sich einnehmen. Schon das erste Aufeinandertreffen von Blair und Ryan ist spannungsgeladen und mitreißend. Die knisternde und erhitzte Atmosphäre zwischen den Stiefgeschwistern bringt den aufregenden Hauch des Verbotenen mit sich, der einfach süchtig macht. Spritzige Dialoge voller Witz und Sexyness sind zu finden, aber ebenso Gespräche, die tief im Herzen berühren, da der Schmerz und die Enttäuschung lebendig und authentisch transportiert werden.
Ryan hat aus der Vergangenheit ein schweres Päckchen zu tragen, das ihn bis heute kopflos agieren lässt. Beleidigungen und Unfreundlichkeit sind sein Rezept, um die Menschen auf Distanz zu halten. Wirkte er anfangs noch wie ein Rüpel ohne Manieren und Anstand, zeigt die Autorin auf ergreifende Art und Weise, was hinter dieser Fassade steckt. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich sein Verhalten besser nachempfinden und hatte auch Verständnis für seine Lage. Ein Protagonist, der Stück für Stück weitere Sympathiepunkte bei mir sammeln konnte, bis ich mich vollends in ihn verliebt habe.
Blairs Charakter gleicht zu Beginn der Geschichte einer Samariterin, was mir etwas zu viel wurde. Sie opfert sich für jeden auf. Egal, ob es ihr Vater oder bester Freund ist. Ihre eigenen Wünsche werden hintenangestellt, auch wenn sie damit Personen verletzt, die es nicht verdient haben. Irgendwann können sich Ryan und Blair der Anziehungskraft nicht mehr widersetzen, das ist auch der Moment, an dem beide ihr Verhalten reflektieren und sich für ihr gemeinsames Glück einsetzen.
Juliens Rolle als bester Freund war mir sehr unsympathisch, da er Blair ohne schlechtes Gewissen ausgenutzt hat. Ja, er hatte Angst, dass er als schwul geoutet wird, aber das entschuldigt leider nicht alles. Mad, der beste Freund von Ryan, ist mir wiederum total ans Herz gewachsen. Er ist ein lockerer, cooler Typ, der Ryan loyal zur Seite steht. Es wurde bereits von der Autorin angekündigt, dass er sein eigenes Buch bekommt, worauf ich mich jetzt noch mehr freue.
Fazit:
Mit „After this Night“ ist der Autorin ein wunderschöner New-Adult-Roman gelungen. Dem Thema „Liebe zwischen Stiefgeschwistern“ wurde ein ganz eigener Stempel aufgedrückt, der mich von Anfang bis Ende ans Buch fesseln konnte. Bad Boy trifft auf Good Girl – so scheint es zumindest. Doch die Entwicklung der Protagonisten bringt durch enthüllte Geheimnisse und überraschende Wendungen, etwas ganz anderes zutage.